Unterwegs notiert

 

Im Dezember geht keiner mehr in den Garten. Was gibt es da schon noch zu tun?

Doch bei sonnigem Wetter, etwas Frost und Schnee vielleicht, da kann eine Gartenanlage sehr viel Schönes bieten.

Von den Bäumen und Sträuchern ist das Laub schon längst abgefallen, hier und da hängen noch ein paar Äpfel in den Kronen.

An den Frucht- und Samenständen der Sträucher und Stauden suchen vereinzelt Vögel nach Futter. Es sind die Unentwegten, die noch nicht zu den Futterstellen in den Vorgärten der Siedlungen abgezogen sind.

Auch in den hohen Ligusterhecken suchen Amseln nach den schwarzen Beeren.

Da fällt mir auf, dass die Hecken nur in den oberen Bereichen Früchte haben. Im unteren halben bis dreiviertel Meter sind sie kahl und sehr durchsichtig. Dort sind die gut Daumen starken Triebe zu Stämmchen geworden. Der Liguster hat sich an seine Strauchvergangenheit erinnert.

Dem ist der Gärtner entgegengekommen, indem er die Hecke in der Krone hat breiter werden lassen.

Nun ist die Hecke zu einer dichten Reihe von verstümmelten Ligustersträuchern geworden.

Und keiner ist damit zufrieden!

Die Ligustersträucher sind eigentlich keine richtigen. Denn am liebsten wären sie mit 20 längst

3 bis 4 m hoch und ebenso breit, wenn ihnen der arteigene Standraum gewährt worden wäre.

Und der Gärtner hat auch keine Freude an den „entarteten“ Heckengehölzen.

Außerdem hat es von Seiten des Vereinsvorstandes auch leise Kritik an der nicht ordnungsgerechten

Heckenhöhe gegeben.

Der erste Gedanke: Rodung! Und der zweite: Koniferenhecke pflanzen!

Dazu muss es doch eine Alternative geben?

Die ist so alt wie es Hecken gibt. Sie heißt, die Sträucher auf den Stock setzen.

Früher hat man das mit den Feldhecken gemacht. Das abgeschlagene Holz diente dem Anheizen der hauseigenen Backöfen und zum Feuern des Küchenherdes.

Auf den Stock setzen bedeutet, dass die Sträucher kurz über dem Boden abgeschnitten werden.

Jedes gesunde Heckengehölz verträgt diese Radikalverjüngung.

Der beste Zeitraum ist der Spätherbst und der Winterausgang.

In den Wurzelstöcken sind genügend Reserven gespeichert und im folgenden Frühjahr erfolgt ein kräftiger Austrieb aus den verbliebenen Knospen.

Ich will an dieser Stelle davor warnen das Problem halbherzig anzugehen und die im unteren Bereich verkahlten Hecken auf einen Meter abzuschneiden und aus diesen Triebresten eine neue Hecke aufzubauen. Es wird nicht gelingen.

Der Austrieb erfolgt an den im oberen Teil der verbliebenen Trieblängen reichlich vorhandenen

Knospen und der kahle untere Triebteil bleibt kahl.

Der Neuaufbau der Hecke kann mit einer gründlichen Bodenbearbeitung und einer reichlichen, jährlich verabreichten Kompostgabe gefördert werden.

Wichtig beim Neuaufbau der Hecke ist der richtige Schnitt von Anfang an.

Der Zuwachs muss in den ersten 2 bis 4 Jahren bei jedem Schnitt auf 8 bis 12 cm begrenzt werden.

Danach wird der Höhenzuwachs bei jedem Schnitt auf 5 cm begrenzt.

Bei einer Höhe von etwa ½ m beginnt man mit dem Schnitt des konischen Querschnitts der Hecke.

Die Hecke ist dann oben etwa 10% schmaler als an ihrem Fuße zu schneiden.

Eine 1,20 m hohe Hecke* mit einer Basisbreite von 50 cm ist somit an ihrer Krone nur 38 cm breit. Wenn die Hecke noch höher werden soll, dann wird sie auch vom Fuße bis zur Krone breiter. Das heißt, dass während der gesamten Lebensdauer die Hecke, auch bei gleichbleibender Höhe, einen, wenn auch sehr geringen, seitlichen Zuwachs in jedem Jahr behalten muss.

Bei gleichbleibender Höhe, also radikalem Rückschnitt des Neutriebes an der Krone, treiben die

Sträucher oben immer wieder willig aus. Verkahlen also nicht.

Es muss also nicht gleich die große Investition in neue, teure Pflanzen sein.

Eine neue Hecke aus alten, aber gesunden Wurzeln hat den Vorteil einer ungewöhnlich großen Triebdichte von der Basis her.

 

Und denken Sie daran, Sie können nicht Liguster nach Liguster pflanzen, und Sie dürfen auch nicht alles pflanzen!

* Da könnte wieder die von Ihnen mitbeschlossene Gartenordnung ins Spiel kommen.

 

Einige schöne Wintertage wünscht Ihnen,

Ihr Kreisfachberater